Der Gehalt an Totwasser eines Bodens ist so stark an
Bodenpartikel gebunden, dass der Wassergehalt den Pflanzen nicht für die
Aufnahme zur Verfügung steht. Die Saugkraft der Wurzeln reicht nicht aus, um
das Bodenwasser aus den Bodenteilchen zu lösen. Wird der Boden bewässert, ist
erst das Totwasservolumen aufzufüllen, bevor die Pflanze das Wasser aufnehmen
kann. In dieser Phase der Durchfeuchtung saugt der ausgetrocknete Boden das
Niederschlagswasser auf, ohne dass die Pflanzen das Wasser aufnehmen können. Das
pflanzenverfügbare Bodenwasser steht der Pflanze erst dann zur Aufnahme bereit,
wenn der Saugdruck ihrer Wurzeln ausreicht, das Bodenwasser aus den
Bodenpartikeln zu lösen. Der pflanzenverfügbare Gehalt an Bodenwasser wird auch
nutzbare Wasserspeicherkapazität genannt. Die Pflanzenwurzeln können das
verfügbare Bodenwasser umso leichter aufnehmen, je besser der
Bodenwasserspeicher gefüllt ist. Etwa bei 50% der nutzbaren
Wasserspeicherkapazität gerät die Pflanze deutlich unter Trockenstress und
reagiert mit Verringerung von Laub- oder Blattmasse. Schon bei 30% der
nutzbaren Wasserspeicherkapazität können die Pflanzen deutliche Trockenschäden
aufweisen, indem sie verwelken und die Früchte "notreif" werden. Der Welkepunkt ist dann erreicht, wenn die
Pflanze infolge des Wassermangels abstirbt.
Am Beispiel eines anlehmigen Sandbodens wird die Berechnung
erklärt: Die nutzbare Wasserspeicherkapazität beträgt 100mm je Kubikmeter. Das
entspricht 100 Liter. Davon verbraucht die Vegetation etwa 5 Liter pro Tag. Nach
zehn regenfreien Tagen gerät die Vegetation unter Trockenstress. Nach vier
weiteren Tagen würde sie verwelken. Bei einem anschließenden Gewitter regnet es
10mm (entspricht 10 Liter je Quadratmeter). Abzüglich der Verluste durch
Oberflächenabfluss, Tiefenversickerung und Verdunstung nimmt der Boden nur 5
Liter Regenwasser auf, müsste es an mindestens 6 Tagen infolge regnen, damit sich
die Vegetation ohne Trockenstress entwickeln kann. Die Dauer der
Wiederbefeuchtung verzögert sich, je stärker der Bodenwassergehalt den
Welkepunkt unterschritten hat und die Totwasserreserven ausgetrocknet sind.
Dies ist der Fall, wenn die Dürreperiode länger als 2 Wochen anhält. Die Böden
fangen an zu schrumpfen und es werden dort Trockenrisse sichtbar, wo sich Lehm
oder Ton in Wasserpfützen sammeln konnte.
Die Dauer und Intensität der Niederschlagsereignisse
bestimmt die Dauer bis zur Durchfeuchtung der Böden. Einzelne Nieselregen
geringer Intensität bis 1 Liter je Quadratmeter verdunsten sofort, ohne dass
der Boden das Wasser aufnehmen kann. Aber auch einzelne Starkregen kommen dem
Boden nicht zugute, da das Niederschlagswasser auf der Bodenoberfläche sofort
abfließt oder durch die Grobporen im Boden durch die wurzelintensive
Bodenschicht hindurch versickert. So bleibt die einzige Möglichkeit, dass sich
die Bodenwasservorräte auffüllen, in der Zeit der Vegetationsruhe. Im kühleren Winterhalbjahr verdunstet das Wasser nicht
sofort oder wird nicht sofort von der Vegetation verbraucht. Reichen die
Niederschläge im Winterhalbjahr nicht für die Durchfeuchtung der Böden aus,
wird die Trockenheit im Boden auch im Folgejahr andauern.